„Hefte raus, Klassenarbeit!“ zum Zweiten. Neben der MS-700 zur Teams Administration konnte ich im November auch bereits die neue Zertifizierungsprüfung MS-600 rund um die Entwicklung von Apps und Erweiterungen für Office 365 in einer Betaversion ablegen. Auch hier möchte ich analog des vorangegangenen Artikels kurz Inhalt und Form beleuchten sowie ein, zwei Tipps zum Bestehen der Prüfung geben.
Für die Neuentstehung der Prüfung gilt vieles, was ich bereits bei der Beleuchtung der MS-700 schrieb. Microsoft hat auch hier einmal alles auf links gekrempelt und vergibt nun ein neues Associate-Zertifikat: den Microsoft 365 Certified: Developer Associate. Auch hier benötigt man keine weitere Nebenbedingung, um das Zertifikat zu erhalten.
Zielgruppe für die MS-600
Zielgruppe für die MS-600 sind Entwickler für Office 365. Die können damit nachweisen, dass sie in der Lage sind, mit den von Microsoft vorgesehenen modernen Methoden ganz im Sinne der Gesamtplattform Apps und Addins zu erstellen.
Im Jahr 2020, in denen Systemhäuser potentiellen Kunden immer noch Outlook COM-Addins für Kollaborationszwecke andrehen wollen, deren systemimmanente Echtzeit-Syncprobleme aus der Architektur heraus damit in den Griff zu bekommen sind, dass der Outlook-Cache für alle x-tausend Benutzerpostfächer einfach abgedreht wird (sic!), vielleicht auch eine gute Idee. Sorry, dieses Beispiel ist aus dem Leben gegriffen und musste einfach mal raus. In Zeiten von mobilem, geräteunabhängigem Arbeiten noch mit derart bockalten Lösungsarchitekturen unbedarften Kunden einen Bärendienst erweisen zu wollen, zeigt die offensichtliche Notwendigkeit solcher Zertifikate.
Da ich im letzten Jahr in verschiedenen Projekten Addins für Word, Outlook, PowerPoint und natürlich Teams entwerfen und entwickeln durfte, lag hier eine Teilnahme also nahe. Schon einmal vorweg: Wer in solchen Szenarien schon einmal die verschiedenen Authentifizierungswege durchgekaut und verstanden hat und auch ein wenig Erfahrung mit Centralized Deployment und modernem Application Lifecycle sammeln konnte, hat schon gute Karten fürs Bestehen.
Inhalte der Prüfung
Jetzt aber mal konkret zu den Inhalten! Wie bei den anderen Prüfungen auch, hat Microsoft in einem PDF alle Themen gesammelt. Warum das nicht als Website angeboten wird, ist mir nebenbei bemerkt schleierhaft. Wie schon bei der MS-700 bemerkt sollte man diese Themen für sich abklopfen. Was man bisher noch nie gemacht hat, sollte man am besten selbst einmal in der Praxis ausprobieren, sofern man die Zeit hat. Erfahrene Kollegen können auch einfach die entsprechenden Dokumentationen auf docs.microsoft.com durchgehen und mit ihrem Wissen aus Implementierungsprojekten auffüllen.
Was sich durch die ganzen Fragen in meinem Prüfungsdurchlauf wie ein roter Faden durchgezogen hat, sind insbesondere die Themen rund um Authentifizierung und Authorisierung. Egal ob im Kontext der App Registrierungen, des Zugriffs auf Graph oder dem Zusammenspiel zwischen Client und Addin – detailierte Kenntnisse rund um Tokens, Permissions und den verschiedenen Authentifizierungsflows sind das A und O. Ich kann hier nur empfehlen, diese Basics gut vorzubereiten. Microsoft hat mittlerweile gute Ressourcen dafür, um das Verständnis zu komplettieren. Es kamen auch einige Fragen zu SSO und der Verwendung verschiedener Implementierungsalternativen.
Überhaupt gibt der ganze Navigationsstrang a.a.O. fast alle wichtigen Details preis. Gleicht man die Themen hier mit der Übersichts-PDF ab, so wird man große Gemeinsamkeiten feststellen. Damit ist der ganze Bereich zusammen mit der SPFx– und Graph-Doku eine zentrale Quelle. Wer die Inhalte diese drei Ressourcen sicher beherrscht, muss sich wenig Sorgen machen.
Bezogen auf den Graph sollte man zumindest die REST-Logik und Operatoren verstanden haben. Mehrfach habe ich einzelne Abfragen zusammengebaut, die ein bestimmtes Ergebnis liefern sollten. Dabei ist es hilfreich, wenn man auf Erfahrung im Zusammenhang mit den API-Objekten und deren Beziehungen untereinander zurückgreifen kann. Letztlich kann man daraus vieles ableiten. Es waren keine Detailfragen dabei, deren Tiefe ich als unfair aufgefasst hätte.
Ein Teil meines Durchlaufs drehte sich noch um Tooling und Werkzeuge. So kamen das Handling der Workbench für SPFx und Möglichkeiten des Testing und Debuggings dran. Dieses also einmal in echt gemacht zu haben, hilft hier ungemein.
Und wieder dieses leidige Azure
Wie bei allen modernen Themen rund um Microsoft 365 ist auch hier wieder ein sicherer Umgang mit Azure, den verschiedenen Hostingoptionen und insbesondere dem Azure Active Directory unabdingbar. Man sollte die Registrierung von Apps und deren Lebenszyklus verstanden haben. Auch alles rund um das Thema Centralized Deployment ist Grundvoraussetzung. Mehrfach kamen Fragen rund um die Zuweisung von Apps zu Benutzern und Gruppen vor.
Ein kleinerer Block widmete sich noch den Möglichkeiten rund um die Gestaltung von Apps für Teams. Hier ist es sinnvoll, die verschiedenen Möglichkeiten zu kennen, wie und wo man Teams erweitern kann. Auch hier sind verschiedene Bereitstellungsoptionen Bestandteil meines Fragenkatalogs gewesen.
Einschätzung und Fazit
Insgesamt machte die Beta einen grundsoliden Eindruck und wirkte im Gegensatz zur MS-700 fertig und halbwegs poliert. Die Fragen hatten tatsächlich etwas mit dem Arbeitsalltag zu tun. Die Case Studies waren konsistent und man hatte eine Idee, worauf man hier hinaus wollte.
Für mich ist deutlich geworden, dass die Develoment-Story von Microsoft nach vielen Lücken in der Vergangenheit so langsam rund wird. Ich kann jedenfalls die Prüfung – und damit eher die Vorbereitung darauf – jedem Entwickler empfehlen, der auch in Zukunft für das Ökosystem entwickeln möchte. Die Zeiten, in denen man den alten Kram an APIs und Methoden verwenden möchte, sind nämlich endgültig vorbei. Alles, was jetzt mit alter Denke implementiert wird, blockiert im schlimmsten Fall die Verwendung und Nutzung der Vorteile von cloudbasierter Software.
Ich wünsche allen gutes Gelingen bei Ablegen!
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