Letzten Donnerstag kurz nach der Tagesschau herrschte ein wenig Verwirrung im Microsoft-Land: Skype for Business soll strategisch in den Teams-Client wandern und als Produkt ausgelöscht werden? Ja hömma, was ist denn da los? Irritierte Wortmeldungen auf Twitter, verdutzt dreinschauende MVPs und ein generelles Raunen ging durch den digitalen Saal. Jetzt, wo ein paar Tage ins Land gegangen sind und sich der Staub etwas gelegt hat, schauen wir doch mal auf den wirklichen Ernst der Lage.
Skype for Business: Was ist passiert?
Es gab einen Fehler bei Microsoft, der zur Folge hatte, dass einige Benutzer bestimmter Tenants für eine kurze Zeitspanne einen Informationsscreen beim Einloggen in Teams sahen, der eigentlich nicht dafür gedacht war, gesehen zu werden. Nach einigen irritierten Nachfragen in der Techcommunity wurde diese Hinweistafel von der allseits bekannten Karla Kolumna des Microsoft-Universums Mary Jo Foley prominent bei ZDNet aufgegriffen. Der Text auf dieser Hinweistafel scheint eindeutig zu sein:
In dieser Deutlichkeit ohne vorherige Ankündigung und aus heiterem Himmel ist das natürlich ein Brett: Microsoft kündigt an, dass Skype for Business in Microsoft Teams aufgeht und dass das Update bereits durchgeführt wurde. Im Adminbereich kam es noch dicker:
Noch einmal zum Auf-der-Zunge-zergehen-lassen: „Wir upgraden Skype for Business zu Microsoft Teams. Mach es jetzt, ansonsten sagen wir 30 Tage vorher Bescheid, bevor wir es machen.“.
Die Reaktionen
Auf Twitter und in entsprechenden Kanälen machte das natürlich ein kleines Lauffeuer, da wohl niemand so richtig damit gerechnet hatte. Am Folgetag gab es wohl so einige hitzige Diskussionen in Kreisen, die normalerweise immer gut informiert sind. Insbesondere auch bei Partnern, deren Steckenpferd Skype for Business ist, werden durchgehend etwas beunruhigt gewesen sein. Deren Endkunden (insbesondere die, die gerade in Skype for Business Projekten stecken) wohl erst recht. Es gab meherere Wortmeldungen, nach denen Kunden tatsächlich ganze Projekte noch einmal zur Disposition gestellt haben.
Microsoft selbst hat recht schnell reagiert und binnen kurzer Zeit all die verräterischen Artefakte wieder entfernt, sodass der Spuk bereits ein paar Stunden nach dem großen Oho bereits beendet war. Eine wirkliche Wortäußerung dazu konnte dem Unternehmen allerdings nicht entlockt werden. Glaubt man nichtgenannten Quellen, war dies intern wohl ebenso wenig der Fall, aber das ist Spekulation.
Und was machen wir jetzt daraus?
Skype for Business versteht sich nach wie vor vorwiegend als IM (Instand Messaging) Produkt, Teams als Chat-basierter Arbeitsplatz in Office 365. Tritt man mal einen kleinen Schritt zurück und schaut sich an, wie denn die beiden Produkte zueinanderstehen, sind schon einige Überlappungen zu sehen:
- 1:1 Chats beherrschen beide Clients
- Gruppenchats sind mit beiden Clients möglich
- Beide Clients erlauben Konferenzcalls
- Beide haben Emojis (aber nur Teams hat den Watschel-Pinguin)! 🙂
- In beiden kann man Termine planen bzw. aus Exchange anzeigen lassen
Neben diesen hauptsächlichen Übereinstimungspunkten gibt es aber auch Unterschiede. Im Funktionsumfang (z.B. kein Desktop-Sharing bei Teams) sind da ein paar Dinge, bei denen Skype for Business die Nase vorn hat, allerdings ist der größte Negativpunkt bei Teams definitiv die Tatsache, dass keine externen Benutzer mit aufgenommen werden konnten. Zumindest bis heute nicht.
Fünf Tage nach dem Oopsie wird nämlich das für Juni angekündigte aber zwei Mal verschobene Feature integriert und ausgerollt. Und das bedeutet, dass eine der größten technischen Bremsen für Teams gelöst wird.
Weiterhin kann man feststellen, dass es diese Nagscreens nun halt auch gab und sie dokumentiert wurden. Bedeutet: Irgendjemand bei Microsoft hat diese Texte geschrieben und die Grafiken gemalt. Sowohl im Client als auch im Admincenter. Insofern scheint ja zumindest die Idee so weit fortgeschritten zu sein, dass jemand das testweise mal zusammengestöpselt hat.
(genervt ihn anschauend) „Mulder…“
Wenn man jetzt einmal in Spotify die Titelmusik von Akte X abspielt, das Zimmer verdunkelt und so ein klein wenig verschwörerisch guckt, ist sogar die Option drin, dass Microsoft diesen „Leak“ bewusst lanciert hat, ist ja schließlich auch eine Möglichkeit, Informationen zu streuen. Aber auch das ist reiner Gossip und kann allerhöchstens vermutet werden.
Wir werden es wissen, wenn es offizielle Ankündigungen gibt und bis dahin einfach mal im Hinterkopf behalten, dass da mal was war. Dem sowieso schon ob all der Optionen latent verunsicherten Entscheider im guten alten deutschen Mittelstand schießt das natürlich einen weiteren Stein um die Ohren bei den Enrollmententscheidungen von Office 365. Hier würde ich aber derzeit einfach weitermachen. Wird die Integration passieren, wird es auch einen Weg geben, seine bisheriges Online-Enrollment zu migrieren. Ob sich bei Skype for Business on-premise Servern was ändert, kann man nur vermuten. Da Teams aber ein reines Onlineprodukt ist, könnte das aber weniger wahrscheinlich sein.
Quelle Titelbild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Red_alert.jpg
2 thoughts on “Microsoft Teams verleibt sich Skype for Business ein?”
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